11. Motorradsymposium Eifel.
11. Motorradsymposium Eifel. (Foto: BVDM)

11. internationales Motorradsymposium in der Eifel

Die Polizei Rheinland-Pfalz lud zum 11. Motorradsymposium in der Eifel ein und der BVDM war wieder vor Ort.

Die Veranstaltung ist eine gemeinsame Aktion von Polizisten aus Deutschland, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden. Alle waren mit Motorradstaffeln vor Ort. Außerdem war diese Veranstaltung auf die Altersklasse Ü45 ausgelegt. Dementsprechend war der Altersdurchschnitt der Teilnehmer fast durchweg in diesem Bereich.

Internationale Motorradstaffeln in der Eifel. (Foto: BVDM)

Die Veranstaltung war aufgeteilt in Vorträge und anschließendem Sicherheitstraining. Veranstaltungsort war ein Hotel mitten in der Eifel, in einem Industriegebiet von Wiesbaum. Nach der Registrierung am Eingang gab es erstmal Kaffee und die ersten Gespräche mit anderen Teilnehmern. Eine lockere Atmosphäre war von Beginn an zu spüren.

Der Vormittag

Mit der Begrüßung durch Ruben Hoffmann, Polizist und eigentlich Jugendsachbearbeiter der Polizei Rheinland-Pfalz, startete die Veranstaltung. Die vorgesehene Begrüßung durch die Leiter der Polizeidirektion Wittlich (Herr PD Braun) und Leiter der Polizeiinspektion Bitburg (Herr PR Thull), entfiel, da beide verhindert waren. Hoffmann stellte zu Beginn das Konzept „Motorradfahren in der Eifel - aber sicher" vor. Dazu zählten auch einige Zahlen zu den Unfällen im Jahr 2023. Hier wurde deutlich, wie sich die Erfahrung der Ü45-Motorradfahrenden in den Unfallstatistiken niederschlägt. An rund einem Drittel aller Unfälle sind Motorradfahrer über 45 Jahre beteiligt. Bei den tödlichen Unfällen sind es rund zwei Drittel. Einige Bilder der Unfälle im Vortrag machten jedem Teilnehmer nochmals deutlich, welche Auswirkungen jede Fahrt mit dem Motorrad haben kann. Schockmomente waren definitiv gewollt und kamen deutlich an.

Kurz wurden die von Straßen.NRW auf der Panoramastraße Hürtgenwald erprobten Kreise auf der Fahrbahn besprochen, auch von der Luxemburger Lösung (Streifen statt Kreise) und der Erfolg dieser präventiven Maßnahmen erwähnt. 

Gesundheitliche Risiken der Motorradfahrer Ü45

Der anschließende Vortrag von Dr. Michael Offermann, Unfallarzt und Gefäßchirurg aus Essen, beleuchtete die Gefahren durch gesundheitliche Risiken. Bluthochdruck, Gefäßkrankheiten, Einflüsse auf die Reaktionsfähigkeit von Motorradfahrenden betrifft alle Altersklassen, das Risiko steigt aber mit zunehmendem Alter.
Sehr interessant wurde es bei dem Thema „Helm abnehmen oder nicht". Beleuchtet wurden hier nicht nur die Notfallmaßnahme als solche, sondern auch die rechtlichen Konsequenzen. Ist ein Unfallopfer etwa bei Bewusstsein, ist es sein eigener Wille, ob der Helm abgenommen werden soll oder nicht. Also immer fragen, wenn der Patient bei Bewusstsein ist. Ist er/sie nicht ansprechbar oder bewusstlos, muss schon wegen der Kontrolle der wichtigsten Funktionen (Atmung, Puls) der Helm abgenommen werden. Dabei ist der Kopf zu stabilisieren! Am besten geht das zu zweit! Zu dem Thema gibt es eine Studie von Dr. Offermann, ISSN 0175-2634, sowie ein Praxisheft vom IFZ (https://ifz.de/wordpress/wp-content/uploads/2013/04/Praxis6-Druck1.pdf). Der BVDM hatte sich schon sehr früh dieses Themas angenommen und die Broschüre „Helm ab" herausgegeben.

Ein wichtiger und ausführlicher Aspekt des Vortrags war „Stress". Die Gefahren, die durch Ablenkung wegen Stress entstehen, sind nicht zu unterschätzen. Dabei geht es nicht nur um den „freien Kopf", sondern auch um die gesundheitlichen Auswirkungen von Stress auf den Körper. Dies kann zu Ausfällen, wenn auch nur kurz, und damit zu Unfällen führen. Hier steigt die Gefahr natürlich mit zunehmendem Alter. Es wurde immer wieder der Vergleich Piloten zu Motorradfahrenden angeführt. Die vorgeschriebenen Notfallübungen der Piloten verhindern extremen Stress in Notsituationen. Dies können regelmäßige Fahrsicherheitstrainings ebenso bewirken.
Stress führt zu Fehlentscheidungen, die auf dem Motorrad Leben kosten kann. Also lieber Nein sagen und auch mal eine Tour abbrechen, bevor man sich und andere in Gefahr bringt, so der Tipp. Als Lösung könnte die Neuro-Mentale-Methode helfen, ein Prinzip die eigene Konzentrationsfähigkeit, strukturiertes Denken, positives Denken zu fordern und zu fördern.

Und das magische 2-Schritte-Prinzip: Stopp-Lösen!
Deswegen muss man das „Stopp-Sagen" lernen und nach alternativen (Lösung!) suchen und anschließend Lösungsorientiert und konzentriert weitermachen zu können. Dieses Prinzip soll im Flugzeug wie auf dem Motorrad funktionieren.

Technische Fahrhilfen

Der Vortrag von Thomas Reuter zu den technischen Fahrhilfen an Motorrädern befasste sich mit Themen wie ABS (die unterschiedlichen Ausbaustufen), Airbags am Motorrad sowie integrierte Airbags in Kleidung sowie der Fahrphysik im Allgemeinen. Und natürlich gab es auch den Hinweis, dass die beste Technik die Physik nicht außer Kraft setzen kann! Auch wurde hier zwischen aktiver Sicherheit (ABS, DWC, ASR) und der passiven Sicherheit (Airbags, Unterfahrschutz etc.) unterschieden. Schön an praktischen Beispielen dargestellt wurde der Kammsche Kreis dazu gab es noch Beispielvideos der Bundesanstalt für Straßenwesten (BASt) zu Unterfahrschutz und Airbag-Westen.

Urlaubsvorbereitung: Planen und Packen

Der nächste Vortrag wurde von Herbert Fuss vom ADAC Mittelrhein gehalten. Hier ging es um die Planung eines Urlaubs in der Gruppe, sowie das korrekte Bepacken eines Motorrades. Auch der technische Check des Motorrades vor Reisebeginn zählte dazu. Hilfreich ist gegebenenfalls die Packliste des ADAC zum Download: https://www.adac.de/-/media/pdf/motorrad/packliste-reise.pdf.

Zu den Reisevorbereitungen gab es hilfreiche Tipps, etwa zu kontrollieren, ob die Profiltiefe der Reifen für die geplante Reisedauer ausreicht. Die unterschiedlichen Anforderungen und gesetzlichen Bestimmungen im Ausland, wie etwa das Mitführen oder Tragen von Warnwesten oder Verbandstaschen wurden genannt.
Zu den technischen Checks zählen Flüssigkeiten, Reifen, Bremsen, aber auch die Ausrüstung: Genügen die Helme und deren eingetragene Normen den Anforderungen des Ziellandes? Hier auch der Hinweis, dass ein Helm nicht älter als fünf Jahre sein sollte, da die Kunststoffe aushärten und somit die Sicherheit gefährdet ist.

Ethik und Motorradfahren?

Ich gebe zu, dass mich der Titel des Vortrags etwas irritierte, und ich mich fragte: brauche ich sowas? Weit gefehlt! Polizeiseelsorger Hubertus Kesselmann trug sehr kurzweilig und unterhaltsam, aber auch mit interessanten Denkansätzen, vor. Die Beziehung zwischen Ethik und den eigenen Moralvorstellungen erläuterte er und was Ethik überhaupt bedeutet. Emanuel Kant wurde zitiert und in die Moderne gebracht. Damit kann man sich mal befassen. Das Zusammenspiel Ethik und Moral (kategorischer Imperativ: „Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person als in der Person eines jeden anderen, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst") auf unser Verhalten im Straßenverkehr heruntergebrochen, ergibt Denkanstöße, die einen das eigene Handeln während der Fahrt hinterfragen lässt. Immer wieder die Frage: Was habe ich mir jetzt dabei gedacht? Das Lernen aus Fehlern und den eigenen Erfahrungen gehört bei dieser Selbstreflektion dazu. Auch die von einem einen selbst verursachte Geräuschkulisse wurde betrachtet. Leiser fahren als eigene Moralvorstellung? Kein schlechter Gedanke!

Der Nachmittag: Fahrübungen bis zum Abwinken

Die Organisation hatte Fahrlehrer der Umgebung eingeladen. Diese bauten sechs Übungsparcours auf, die heutigen Anforderungen der Motorradprüfungen entsprachen. Kreise fahren, langer Slalom, Slalom in Schrittgeschwindigkeit, Bremsen in den ABS-Bereich und vieles mehr. Zwischendurch stand immer wieder Wenden auf engstem Kreis an.
Ich fragte dann mal in die Runde der überwiegenden Ü45-Teilnehmer, ob sie sowas jemals machen mussten. Tatsächlich verneinten die meisten, auch ich. Vor 41 Jahren haben wir maximal mal bremsen müssen, der Rest ergab sich mit den Jahren. Die spiegelte dann auch die Schwierigkeiten einiger Teilnehmer wider. Hier kamen einige Defizite zum Vorschein, die durch regelmäßige SHts zu vermeiden wären.
Aber der Spaß stand im Vordergrund. Es gab viele hilfreiche Tipps der Fahrlehrer, aber auch der beteiligten Polizisten. Unser Gruppenguide kam aus Luxemburg, und was der uns mit seinem 300-Kilogramm-Trumm vorturnte, war schon sehenswert. Überhaupt waren die international anwesenden Motorradpolizisten alle mittendrin statt nur dabei und gaben jedem Teilnehmer Ratschläge. Der Tag endete mit reichlich verschwitzten Teilnehmern und einer kurzen Verabschiedung durch Ruben Hoffmann.

Fazit

Es war eine durchweg sehr gut organisierte Veranstaltung, die jedem Erfahrenen und/oder weniger Erfahrenen nochmals abholte. Es wurden die Gefahren aber auch die Lösungen aufgezeigt und der Spaß und das gemeinsame Miteinander standen im Vordergrund. Der Tag war sehr gelungen, er ist wiederholungsbedürftig und erweiterbar.
Tipp der Redaktion: Mehr Tische zum Mittagessen und auch mal jüngeres Publikum ansprechen. Gerade die Prävention beginnt ja nicht nach 30 bis 40 Jahren Fahrerfahrung, sondern bei den jungen, unerfahrenen Piloten!

 

Motorradsymposium in der Eifel. (Foto: BVDM)

Motorradsymposium in der Eifel. (Foto: BVDM)